Erwägungsgrund 27: Keine Anwendung auf Daten Verstorbener

## 📝 Erwägungsgrund 27: Keine Anwendung auf Daten Verstorbener

**(27)** Diese Verordnung gilt nicht für die personenbezogenen Daten Verstorbener. Die Mitgliedstaaten können Vorschriften für die Verarbeitung der personenbezogenen Daten Verstorbener vorsehen.

### 🧭 Hintergrund & Bedeutung

1. **Kein Anwendungsbereich der DSGVO bei Verstorbenen**
– Der Erwägungsgrund stellt klar, dass die DSGVO ausschließlich für natürliche Personen gilt und **nicht** für Verstorbene anwendbar ist.


– Entscheidend ist, dass keine Schutzrechte aus der DSGVO an die Hinterbliebenen vererbt oder auf diese übertragen werden.

2. **Nationale Regelungsspielräume**
– Die EU-Richtlinie belässt es den Mitgliedstaaten, eigene Vorschriften zur Handhabung von Daten Verstorbener zu erlassen.

https://dsgvo-gesetz.de/erwaegungsgruende/nr-26

– In Deutschland konkretisiert sich dies z. B. durch Bestimmungen im Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) oder im Erbrecht – z. B. im Hinblick auf Testamente, Nachlassverwaltung, oder gravierende Fälle wie medizinische Daten.

### 🔍 Praxisbeispiele & Relevanz

– **Genealogie und Ahnenforschung**
– Historische Datensätze und Stammbäume lassen sich oft ohne Datenschutzschranken nutzen – u. a. wegen ErwGr 27.

– **Erbrechtliche Prozesse**
– Verwalter und Erben benötigen Zugang zu Konten, Verträgen, Vertriebs- oder Kommunikationsdaten. Hier greifen nationale Gesetze.

– **Medizinische und sensible Daten**
– Kliniken oder Versicherungen könnten verpflichtet sein, Daten nach dem Tod zu archivieren oder zu löschen – gemäß nationalem Recht, aber außerhalb der DSGVO-Regelungen.

### 🧩 Einordnung im System der DSGVO

DSGVO-Regelwerk | Verstorbene Anwendbar?

RechtsgrundlageDSGVONational
Erwägungsgrund 27✔️
BDSG / Erbrecht✔️
Art. 2–99 DSGVO (faktisch)

– ErwGr 27 schafft eine klare Grenze für den Datenschutz – **lebende, identifizierbare Personen** bleiben im Fokus.
– Nationale Gesetzgeber übernehmen dann die **Lücke** und regeln den Schutz von Daten Verstorbener je nach Kontext.

### ✅ Wichtig für Unternehmen & Datenschutzbeauftragte

1. **Überprüfung der internen Regelungen**
– In der Nachlassverwaltung, CRM-Systemen oder Archivlösung: Wer hat Zugriff? Wer trifft Entscheidungen im Todesfall?

2. **Einbezug nationaler Richtlinien**
– Kenntnis der einschlägigen Regelungen im BDSG, Erbrecht, Gesundheitsrecht etc., um Compliance sicherzustellen.

3. **Kommunikation an Erben/Berechtigte**
– Transparente Information über Datenzugang, Löschungspflichten, Aufbewahrungsfristen.

## Fazit

Erwägungsgrund 27 macht deutlich: Die DSGVO schützt nur die **Lebenden**. Für Daten Verstorbener ist die Rechtslage Sache der **Mitgliedstaaten**. Prüfen Sie daher unbedingt, welche nationalen Gesetze in Ihrem Bereich gelten – insbesondere in der Archivverwaltung, im Gesundheitswesen oder im Nachlassmanagement.

### 📌 Hinweise & Quellen

 

https://gdpr-text.com/de/read/recital-27

*Unternehmen, Datenschutzverantwortliche oder Rechtsabteilungen sollten sich diese Lücke bewusst machen und intern klare Prozesse für den Fall eines Todesfalls etablieren.*

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*Hinweis: Dies ist ein informativer Beitrag – keine Rechtsberatung. Konsultieren Sie bei konkreten Fällen einen Fachanwalt.*

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